Freitag, 06 Dezember 2024 17:27

Polio-Viren im Abwasser von Düsseldorf entdeckt

Polioviren-Düsseldorf Polioviren-Düsseldorf pixabay/Foto illustrativ

Die Nachweise von Polio-Viren im Düsseldorfer Abwasser haben eine Debatte über Impfquoten und Hygiene entfacht. Experten warnen, dass trotz guter Impfstatistiken Wachsamkeit geboten ist.

Inhaltsverzeichnis:

Polioviren - Befunde und ihre Bedeutung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte Europa bereits 2002 für frei von Polio erklärt. Dennoch wurden kürzlich in mehreren deutschen Städten Polio-Erreger entdeckt. Auch in Düsseldorf wiesen Abwassertests zwischen Mitte und Ende November entsprechende Viren nach, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. Dabei handelt es sich nicht um den Wildtyp des Virus, sondern um abgeschwächte Erreger, die in Schluckimpfungen eingesetzt werden.

Diese abgeschwächten Viren sind in Deutschland ungewöhnlich, da seit den 1990er-Jahren nur noch Totimpfstoffe verwendet werden. Experten vermuten, dass die Erreger durch Reisende ins Abwasser gelangten, doch eine endgültige Klärung steht aus. Wichtig ist, mögliche Impflücken schnell zu schließen, um Infektionen zu verhindern.

Aussagen von Professor Jörg Timm

Professor Jörg Timm, Virologe an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, betont, dass Deutschland mit einer Impfquote von über 90 Prozent gut aufgestellt sei. Dennoch sei das Wiederauftreten des Virus ein beunruhigendes Signal. Die hohe Hygienestandards in Deutschland minimieren das Risiko einer Ausbreitung, doch theoretisch könnten mutierte Polioviren auch ungeimpfte Personen erreichen. Eine Schmierinfektion ist der häufigste Übertragungsweg, wobei schlechte Hygiene oder verschmutztes Trinkwasser die Verbreitung begünstigen.

Timm empfiehlt, fehlende Impfungen schnellstmöglich nachzuholen. Bereits im Säuglingsalter beginnen Impfprogramme in Deutschland, und eine Auffrischung im Jugendalter wird dringend angeraten. Erwachsene mit unvollständigem Impfschutz sollten mit ihrem Hausarzt die Nachholimpfung besprechen. Meist sind zwei bis drei Injektionen im Abstand von vier Wochen bis sechs Monaten erforderlich. Der verwendete Totimpfstoff ist allgemein gut verträglich.

Herausforderungen für die globale Polio-Bekämpfung

Die aktuelle Situation zeigt auch Rückschritte im globalen Kampf gegen Polio. Die WHO hatte sich die vollständige Ausrottung des Virus als Ziel gesetzt. Das Wiederauftreten in Regionen, in denen die Krankheit als besiegt galt, ist alarmierend. Trotz der geringen Gefahr für die breite Bevölkerung in Deutschland mahnen Experten zur Wachsamkeit und zur Beibehaltung hoher Impfquoten.

Wachsamkeit und Prävention bleiben entscheidend

Die Entdeckung von Polioviren in Düsseldorf unterstreicht die Notwendigkeit konsequenter Impfprogramme und regelmäßiger Überwachung. Während die Gefahr für die Bevölkerung gering ist, bleibt die Eliminierung des Virus ein globales Ziel. Deutschland ist dank hoher Hygienestandards und Impfquoten gut vorbereitet, dennoch sollten bestehende Lücken im Impfschutz geschlossen werden.

Quelle: www.24info-neti.com/de, nrz.de