Dienstag, 24 Juni 2025 15:40

Düsseldorfer Prediger vor Gericht

Dehran A. aus Düsseldorf vor Gericht Dehran A. aus Düsseldorf vor Gericht Redaktion/Foto illustrativ

Ein salafistischer Influencer aus Düsseldorf steht seit Dienstag vor dem Landgericht – ihm werden bandenmäßiger Betrug und Geldwäsche vorgeworfen. Seine Partnerin sitzt mit auf der Anklagebank. Beide sollen Spendengelder zweckentfremdet haben.

Inhaltsverzeichnis:

Dehran A. sammelte unter Pseudonym „Abdelhamid“

Der 34-jährige Dehran A. aus Düsseldorf ist seit mehreren Jahren unter dem Namen „Abdelhamid-offiziell“ bekannt. In sozialen Netzwerken wie Tiktok und Instagram erreichte er mit religiösen Inhalten ein großes Publikum. Laut Staatsanwaltschaft hatte der Angeklagte zwischen 2021 und 2024 regelmäßig zu Spenden aufgerufen. Diese sollten laut seinen Angaben notleidenden Kindern und Hilfsprojekten zugutekommen. Die Ermittlungen ergaben jedoch ein anderes Bild.

Nur ein kleiner Teil der Gelder wurde tatsächlich weitergeleitet. Die restlichen Beträge nutzte der Mann laut Anklage für private Zwecke. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Finanzierung eines luxuriösen Lebensstils. Bereits im Oktober 2024 nahm die Polizei Dehran A. fest. Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft.

Luxusgüter im Wert von über 20.000 Euro beschlagnahmt

Bei einer Hausdurchsuchung im Herbst 2024 fanden die Ermittler Bargeld, teure Uhren, Handtaschen und ein Fahrzeug der Marke Mercedes. Der Gesamtwert der sichergestellten Gegenstände betrug über 20.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft beziffert den gesamten Schaden mittlerweile auf fast 500.000 Euro. Zunächst war man von 350.000 Euro ausgegangen.

Auch die 33-jährige mazedonische Lebensgefährtin des Mannes ist wegen Beihilfe angeklagt. Die Frau ist in 21 Fällen belastet. Sie soll als Mittäterin agiert und gemeinsam mit Dehran A. die Spendengelder auf ihre Konten geleitet haben. Nach islamischem Recht seien beide verheiratet. Die Strafverfolgungsbehörden hatten das Paar bereits seit Jahren im Visier. Hinweise auf Geldwäsche führten zu intensiveren Ermittlungen.

Gericht bietet Deal für Geständnis an

Zum Prozessauftakt bestätigten die beiden Angeklagten lediglich ihre Personalien. Weitere Angaben wollten sie zunächst nicht machen. Ihre Verteidiger kündigten jedoch an, dass Geständnisse folgen sollen. Hintergrund ist ein Rechtsgespräch mit dem Gericht. Im Rahmen dessen wurde Dehran A. eine dreijährige Haftstrafe in Aussicht gestellt. Seiner Partnerin könnte eine Bewährungsstrafe drohen.

Das Verfahren umfasst insgesamt 37 Fälle des bandenmäßigen Betrugs. Der Strafprozess soll bis zum 16. Juli andauern und ist auf sechs Verhandlungstage angesetzt. Zwei weitere mutmaßliche Beteiligte – die Schwester des Angeklagten und eine Bekannte – wurden aus organisatorischen Gründen abgetrennt. Auch über deren Konten sollen Spendengelder geflossen sein.

Zoll warnte früh vor Geldwäsche-Verdacht

Bereits Jahre zuvor war Dehran A. durch Hinweise beim Zoll aufgefallen. Auffällig war dabei vor allem, dass seine Spendenaufrufe nur vage formuliert waren. Weder wurden konkrete Empfänger genannt, noch Kooperationen mit bekannten Hilfsorganisationen vorgewiesen. Der Versuch, sich nach Dubai abzusetzen, führte schließlich zur Festnahme im Oktober 2024.

Die Ermittlungen werfen ein Schlaglicht auf die Gefahren von Spendenkampagnen im Internet. Insbesondere bei religiösen Influencern fehlt häufig eine transparente Kontrolle über die Mittelverwendung. Das Verfahren gegen Dehran A. soll nun klären, in welchem Umfang tatsächlich Straftaten begangen wurden und wer konkret davon profitierte.

Quelle: WDR, www.milekcorp.com/de/